NEUSS-GREVENBROICHER-ZEITUNG, 13.01.2015
von Ludger Baten
Der Neusser Einrichter Arndt machte den Anfang. Ihn zog es ins schicke, linksrheinische Oberkassel. Ihm folgte das Gastronomen-Ehepaar Stappen aus Steinhausen und nun die Metzgerfamilie Matzner von der Büttger Straße in Neuss.
RHEIN-KREIS. Es mag ein Zufall sein, denn drei Beispiele belegen noch keinen Trend. Und doch fällt auf: Drei am Handwerk orientierte Dienstleister aus dem Rhein-Kreis, allesamt anspruchsvolle Familienbetriebe mit Tradition, haben sich auf den Weg gemacht, den Oberkasseler Markt zu erobern. „Die Einkaufssituation stellt sich dort sehr, sehr gut dar“, sagt Thomas Matzner, der seit Jahresbeginn die alteingesessene Fleischerei Breuer an der Cheruskerstraße als Filiale des Neusser Familien-Stammhauses an der Büttner Straße führt. Schon allein die hohe Einwohnerdichte („Viele unserer Kunden kommen zu Fuß“) mache den Standort attraktiv.
Was Matzner nicht sagt: Die Kaufkraftquote liegt in Oberkassel mit 143,9 Punkten weit über dem Bundesdurchschnitt. Zum Vergleich die Neusser Kennziffer: Die ist mit 113 zwar auch überdurchschnittlich gut, aber noch weit entfernt vom Wert des schicken Oberkassel. Überhaupt ist der linksrheinische Stadtteil der Landeshauptstadt Düsseldorf spannend. 17.500 Menschen leben dort in 9.600 Haushalten, von denen wiederum rund jeder zweite ein Single-Haushalt ist. Oberkassel gilt als kleine Stadt in der Großstadt, vom Rhein auf einer Halbinsel umschlossen, mit vielen Cafés und Restaurants, Boutiquen und Fachgeschäften. Wohnungsmieten schnellen dort oftmals in exorbitante Höhen, die Freiberufler und viele Kreative offenbar zahlen können.
Ein Umfeld, in dem sich Carmen Stappen durchaus wohlfühlt: „Wir sind super zufrieden.“ Anfangs, so erzählt die Chefin vom „Gasthaus Stappen im Wilke“ an der Luegallee, seien die Neuen beäugt worden: „Aber wir sind längst in Oberkassel angekommen.“ Das zweite Weihnachtsgeschäft liegt schon hinter den Stappens, die in fünfter Generation ein angesehenes Restaurant in Korschenbroich-Steinhausen führen. Als sich vor zwei Jahren die Chance bot, das „Wilke“ in Oberkassel zu übernehmen, wagten Carmen Stappen und ihr Mann Franz-Josef den Schritt. „Wir hatten uns schon länger umgesehen“, sagt sie. Ziel sei es gewesen, mit einem zweiten Standbein näher an die Düsseldorfer Kundschaft zu rücken. Das sei gelungen. Wie unterscheiden sich die Geschäfte im ländlichen Steinhausen und im urbanen Oberkassel? Bei „Stappen im Wilke“ sei der Mittagstisch sehr beliebt. Ansonsten unterscheide sich das Geschäft nicht sehr: „Wir pflegen unsere traditionellen Werte vom Land. Das kommt auch in der Großstadt gut an.“ Schickimicki bleibe außen vor.
Über so viel Oberkassel-Erfahrung verfügen die Matzners noch nicht. Doch nach zwölf Tagen im neuen Geschäft sind die Neusser mehr als zufrieden. „Es läuft sehr gut an. Wir müssen sehen, dass wir uns mit der Produktion auf zwei Standorte einstellen“, sagt Thomas Matzner, der gemeinsam mit seinem Bruder Leopold jun. und Sohn René den 30-köpfigen Betrieb führt. Als vierter Meister kommt noch der junge Sascha Steinfort hinzu.
Vor Stappen und Matzner wechselte bereits der Neusser Einrichter Maximilian Arndt an die Luegallee. Dort hat er nun seinen Showroom. In Neuss ist er an der Tückingstraße mit Werkstätten und Warenanlieferung verblieben.